ende juli. das sterben.


dies datum. das grausam. grausam wie vor einem jahr.
als du hierher, hierher in das land deiner geburt. weil die frau, die dich geboren, die mutter, krank. sterbenskrank. und du nichts gesagt. und die freunde, mit denen du noch am wasser, sich gewundert. sie wird schon nicht. und die freunde sich gewundert, warum du plötzlich todesangst. muttertodesangst bekamst. und du weg. so schnell wie nur.
und du gefahren in das land deiner geburt. mit dem tod im kopf.
warst doch vorbereitet. vorbereitet auf den muttertod. hast gedacht vorbereitet darauf zu sein. gedacht du würdest keine tränen. keine einzige würdest du. weil du oft daran gedacht. und innerlich du dich schon damit abgefunden.
nur. wenn der tod dann doch, so nah der tod, über der mutter. der tod so nah, die kehle sich zu. in der kehle die ganze zeit ein klumpen.
bliebst aber stark. vor ihr ganz stark. als du sie dort oben sitzen sahst. verkrümmt sitzen auf dem stuhl. die vielen kilometer mit der mutter und der muttertodesangst im auto. zurück, zurück in die neue heimat, in der noch zeit gekauft. zeit gespritzt. ein wenig gesundheit, die ja zeit. kostbare zeit. von der du nicht wusstest, wie viel davon. und du hofftest, dass wenigstens ein weihnachten. ein weihnachten noch. dass das letzte nicht das letzte. bitte, lieber gott, bitte, fingst du an zu beten. zu beten fingst du an und wandtest dich an deinen schöpfer, weil deine schöpferin im sterben.
bitte, bitte. noch ein wenig zeit.
wusstest, dass dir nur mehr ein paar letzte jahre bleiben und hattest erinnerungen noch, erinnerungen du gesammelt. weil der tod so nah.
dachtest du würdest nicht. würdest nicht weinen. nur heimlich. heimlich nur hast du geweint. immer wenn die türen hinter dir von ganz alleine zu als du aus dem krankenhaus. auf dem weg zum vater. vor dem du nicht geweint.
durch die erinnerungen und die letzten jahre du einen frieden in dir. jedoch im inneren, trotz des friedens, dein kinderherz, das erwachsen schon, zerbrechend. jeden tag ein stückchen mehr. und wusstest nicht, wie lange noch.
jetzt weißt du es. weißt genau wie lange es gewesen. wann der tod. wann sie neben dir den letzten lebenshauch.
jetzt weißt du es.
ein jahr nach deiner reise.
und blickst weinend auf den leeren stuhl.